In der Nacht von Dienstag den 23.6.2015 auf Mittwoch den 24.6.2015 verstarb Florian Bischof. Florian ist Mitbegründer der Piratenpartei Deutschland, und ihr erster Berliner Spitzenkandidat zur Bundestagswahl 2009.

Als ich im Sommer 2003 in Berlin ankam, dauerte es nicht lange, bis ich Florian kennenlernte. In der darauf folgenden Zeit zeigte er mir viel von dem Berlin, welches sich nicht auf den ersten Blick einem Touristen, Besucher oder Neuankömmling erschließt. Von diesen Erlebnissen zehre ich noch heute.
Ich werde sie nie vergessen.

Florian war es auch, der mir im Sommer 2006 das erste Mal von der schwedischen Piratenpartei erzählte. Zu der Zeit fanden sich dann auch in Deutschland Interessierte zusammen, um auch hier eine Piratenpartei zu gründen. Florian war von der Idee begeistert, dem damaligen Zeitgeist der Computerspieleverbieter, den Raubkopierer-sind-Verbrecher-das-Internet-ist-Böse-Apologeten ein positives, politisches Verständnis des Internets entgegenzusetzen.

Ich weiss noch genau, wie ich am Sonnabend, den 9.9.2006 mit Florian und seinem Freund im Prater Biergarten saß. Zusammen mit einigen anderen besprachen wir das in den Wochen davor entstandene Grundsatzprogramm und den Satzungsentwurf. Am 10.09.2006 kam es dann zur Gründung der Piratenpartei Deutschland auf der c-base.

Florian hatte in der folgenden Zeit wesentlichen Anteil daran, dass die Piratenpartei zunächst überhaupt bei der ureigenen Wählerklientel wahrgenommen wurde. Die erste richtig große Aktion war 2007 unser Killerschachspiel auf dem Potsdamer Platz, mit dem wir auf die absurde Situation hinwiesen, dass die „Killerspiele“-Verbieter noch nicht einmal selbst sagen konnten, was sie unter einem „Killerspiel“ verstanden. Am Abend vorher machte Florian geradezu wissenschaftliche Testreihen für ein möglichst realistisches Kunstblut, dessen beste Version wir dann in einer großen Sauerei für den nächsten Tag abfüllten. Die Aktion war dann auch ein großer Spaß und erzielte einige Aufmerksamkeit.

Mit seinem Tatendrang steckte mich Florian immer wieder an. Ohne ihn hätte ich nie für den Landesvorstand im Jahre 2008 kandidiert, noch wäre ich ohne diese Erfahrung für die Wahl zum Abgeordnetenhaus bereit gewesen.

Als Berliner Spitzenkandidat zur Bundestagswahl 2009 war Florian ein Glücksfall. So nahm er sich unbezahlten Urlaub, um voll und ganz politisch arbeiten zu können. Gerade in politischen Diskussionen mit ihm zu dieser Zeit, in denen wir auch durchaus nicht immer einer Meinung waren, wurde deutlich, wie sehr dies eine seiner Leidenschaften war.

Danke Florian, dass ich dich kennenlernen, und Zeit mit dir verbringen durfte!

Ich wünsche dir, wo auch immer du jetzt bist, nur das beste! Rock on!

Andreas Baum
Mitglied der Piratenfraktion im Abgeordnetenhaus Berlin

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