Gestern trafen sich die Berliner Piraten wie jeden Dienstag wieder im Breipott in Kreuzberg. Schon von Weitem konnte man den Treff erkennen, denn eine größere Menschenansammlung stand vor dem Lokal auf der Straße. Es war einfach mal sehr voll! Insgesamt mögen es wohl über fünfzig Leute gewesen sein. Auch die taz und der RBB waren da. Aufgrund des Andrangs wurden zwei Gruppen gebildet: eine für Leute, die einfach mehr über die Piraten wissen wollten, und eine für diejenigen, die gekommen waren, um Arbeit zu übernehmen. Erwartungsgemäß wurde intensiv diskutiert und die Zeit eilte nur so davon.

Direktkandidaten

Heiß diskutiert wurde die Frage, ob in Berlin Direktkandidaten für die kommende Bundestagswahl aufgestellt werden sollen. Dafür spricht, dass – selbst wenn diese Kandidaten wohl kaum eine Chance haben, in den 17. Bundestag einzuziehen – allein die Notwendigkeit, über 200 Unterstützer für jeden Direktkandidaten zu finden, für zusätzliche Dynamik sorgt. Die ist dringend nötig, um Wählerstimmen einzuwerben, wobei es dann natürlich um die Zweitstimmen geht. Gegen die Nominierung von Direktkandidaten spricht, dass die in großer Eile nominierten Kandidaten eine starke öffentliche Sichtbarkeit haben und möglicherweise in öffentlichen Debatten nicht in allen Fällen eine gute Figur abgeben werden. Außerdem besteht die Befürchtung, dass Kräfte gebunden werden, die an anderer Stelle gebraucht werden, zum Beispiel für das Sammeln von Unterstützern in Brandenburg. Über die Nominierung wird der am 1. Juli 2009 stattfindende Landesparteitag entscheiden (in der Ichiban Monster Ronsons Karaokebar, Warschauer Straße 34, 10243 Berlin). Auf jeden Fall ist die Berliner Piratenpartei inzwischen so stark, sich auf Bezirks- und Stadtteilebene und an den Universitäten zusammenzufinden und Aktionen durchzuführen.

Musik, Kultur, Bildung

Nic hat die Aktion Lauschangriff-Musik vorgestellt (Netzpolitik hat darüber berichtet). Es geht darum, deutschsprachigen Hip-Hop zu Überwachungsthemen zu sammeln und einen Sampler unter freier Lizenz zu publizieren. Mitstreiter sind willkommen! Übrigens ist das mal wieder eine schöne Gelegenheit zu zeigen, dass die Urheberrechtsmodelle der Piraten Kreativität fördern und nicht zerstören, wie die Gegner dieser Modelle so gern behaupten. Überhaupt wurde viel über Bildungs- und Kulturpolitik diskutiert. Immerhin stehen 2011 in Berlin wieder Wahlen an, und da müssen wir uns direkt nach der Bundestagswahl richtig fit machen. Schließlich liegen hier neben den IT-Grundrechten unsere Kernthemen. Da sollten Piraten an Schulen, Universitäten und dann auch im Abgeordnetenhaus und in den BVVs mitreden.

Schubladen

Es waren auch ein paar Vertreter der Linkspartei gekommen, die offenbar wenig Vorwissen über die Piratenpartei hatten und herausfinden wollten, ob die Partei links, bürgerlich oder sonst was sei. Irgendwie passten ihre Schubladen aber nicht so recht: Insbesondere die Einteilung in Arbeiter und Mittelschicht ist völlig sinnlos mit Bezug auf die Piratenpartei. Direkte Demokratie ist an sich kein neues Konzept, aber erst durch die Möglichkeiten der Vernetzung ergibt sich eine neue Form von Partizipation, für die die Piratenpartei steht. Diese Aufbruchstimmung war an diesem Abend deutlich zu spüren.

Und da wir gerade bei Schubladen sind: Das Berliner Piratenbüro in der Andreasstraße 66 (Nähe Ostbahnhof) wird am Donnerstag, 25. Juni 2009, um 16 Uhr eröffnet. Außerdem wird noch ein Liegeplatz für unser Drei-Meter-Floß gesucht.

Als fast alle Besucher schon weg waren, zählten die letzten Verbliebenen die Unterstützerzettel und konnten feststellen, dass die 2000-Hürde genommen ist – allerdings nur knapp und ein Puffer ist sehr wichtig! Bitte sammelt also weiter Unterstützer, damit die Piratenpartei in Berlin mit Sicherheit wählbar sein wird, – und helft mit in Brandenburg!

13 Kommentare

  1. 1

    ich find das mit dem Einordnen von links,rechts,mitte, geradeaus, oben, unten und was weiß ich eh ein bisschen bescheuert.

    Damit wollen sich die meisten Leute nur nicht mit Politik oder ihren Parteien auseinander setzen.

    So kann man sagen ich bin mitte, die Partei ist mitte also wähle ich die.

    und am Ende fragt er sich warum hab ich die eigentlich gewählt?

    deshalb sollte man immer, wenn einer fragt wo die PPD steht, antworten setz dich mit unseren Themen auseinander und bilde dir selbst eine Meinung

    • Danke für den Hinweis! So in der Art habe wir auch versucht, es denen zu erklären. Ob das wirklich angekommen ist, weiß ich nicht. Die hatten halt so ihre Schubladen.

    • Eine Antwort, die ich immer gerne gebe ist:

      „Wir Piraten sind weder rechts noch links: WIR sind vorne!“

      vielen dank @maha für den sehr guten Text – bitte demnächst mehr davon 🙂

  2. 2

    Super Beitrag!

  3. 3

    Hallo,
    finde es gut, wenn man einsieht, dass die Direktkandidaten noch kein Thema sein sollten. Personenwahlkampf ist die falsche Sache. Jeder ist ersetzbar und so sollte es auch gehalten werden.

    Viel wichtiger fänd ich die Gründung von Bezirksgruppen. Als ein viel Beschäftigter aus dem Westteil der Stadt würde ich eine Gruppe für die Bezirke Charlottenburg-Wilmersdorf und oder Steglitz/Zehlendorf sehr begrüssen.

    Gibt es dazu schon etwas Konkretes oder Geplantes?

    • Danke, Benjamin und hallo Rudolph! Ja, die Gründung von Bezirksgruppen bzw. überhaupt erst mal das Zusammenfinden von Leuten auf Bezirksebene beginnt gerade, wie die Wikiseite Berlin:Bezirksverbände zeigt. Außerdem wird gerade auch über das Crewkonzept nachgedacht.

      • Hallo maha,

        leider finde ich die erwähnte Seite zu den Bezirksverbänden im Wiki nicht. Ist die noch nicht öffentlich?

        Das habe ich gefunden: http://wiki.piratenpartei.de/Crewkonzept aber die Satzung ist für den LV NRW.

        Ganz allgemein ist die Navigation und das Auffinden von Informationen auf der gesamten Site nicht so optimal und übersichtlich. Leider bringt Drupal das so mit seinen X Menüs mit.

        • @ Rudolph

          http://wiki.piratenpartei.de/Berlin/Bezirksverb%C3%A4nde

          es werden keine starren bezirksverbände im klassischen sinne die sich nur mit satzungskram rumschlagen, wie sie in anderen parteien üblich sind, sondern kleine coole gemütliche stadtteilgruppen wo der spaß im fordergrund steht. 😉

          • Rudolph

            Danke für den Link.
            Ich finde es auch enorm wichtig, keinen Wasserkopf zu bilden und agil zu bleiben. Es sollten auch erst gar keine unnötigen Ämter eingeführt werden, weil früher oder später nur zu querälen führen würden.
            Die Idee der Crewws finde ich gut, schon allein um sich von bekannten Strukturen zu distanzieren. Besonders wichtig finde ich die aktive Einbeziehung von Nicht-Mitgliedern.

            Wie zu erwarten war, ist im „Westen“ noch nicht soviel zu sehen. Vielleicht kann man ja wengistens virtuell schon einmal zueinander finden. Z.B. hier im Forum.

  4. 4

    Danke, maha, erstens war das ein sehr schöner, informativer Blogartikel, zweitens hast du wirklich sehr elegant um Reizwörter herumformuliert 😉 und auch beide Seiten der Direktkandidaturmedaille geschildert, drittens war ich völlig verblüfft und sehr dankbar, das du, obwohl du garnicht direkt in die Floßangelegenheiten verwickelt bist, zur Suche nach einem Liegeplatz aufrufst! Das tat gut! Wird aber nich viel nützen, schätz ich *leisewein*

    Leider gehts mir wie Rudolph: das Wiki ist echt ne PEST! Wenn ich mir nicht Lesezeichen anlegen würde, würde ich da nie was wiederfinden! Der Aufbau ist mir völlig schleierhaft, alles liegt voller Dateileichen, und ich habe keine Ahnung, wie ich die, die ich selbst produziert habe *schäm* löschen kann.
    Etwas erbittert wg wiki,
    Das Wiki-Holz
    h.

    • Das ist leider ein Problem der Wikis. Sie leben erst mal von der Suche, aber die hat in meinem Fall versagt und dann ist man aufgeschmissen. Da kann man sich dann ggf. mit einer Google Sitesearch behelfen. Auch wenn ich jetzt nicht geraade Google bevorzuge kann man das Problem mit internen Suchen gut über eine Custom Search Integration lösen.

      Ansonsten hilft nur eine hierarchische Verlinkung.

  5. 5

    […] diesem Interesse sind wir nicht allein. Der Treffpunkt, das Cafe Breipott wurde quasi gesprengt. Etwa 70 Neupiraten und Interessierte drängelten sich zwischen Theke und Außensitzglegenheiten. Fasziniert und  Aber […]

  6. 6

    aha, ich habs geahnt,
    die linkspartei streckt schon wieder ihre fühler aus.
    alles schon mal dagewesen und selbst erlebt (wasg-pds).
    deshalb werde ich leider bei euch nicht mitglied werden können,
    da ihr die doppelmitgliedschaft erlaubt und ich die unterwanderungszenarios nicht noch einmal mitmachen möchte.
    und diese werden kommen,
    auch wenn ich jetzt als verschwörungstheoretiker gelte.
    alle etablierten parteien werden keine neue bewegung zulassen,
    das sie sich hübsch eingerichtet haben und den kuchen nicht noch mehr aufteilen wollen…
    werde euch aber gerne unterstützen und demnächst vorbeikommen.

    lg mikado

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