Die PIRATEN Berlin nahmen heute an der Gedenkfeier zum 99. Jahrestag der Revolution 1918/19 teil und haben einen Kranz niedergelegt.
Der 9. November ist nämlich nicht nur 1938 und 1989 ein wichtiges Datum sondern auch zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Am 9.11.1918 gab Wilhelm II. seinen und des Kronprinzen Verzicht auf den Thron bekannt. Der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann (1985-1939) rief die Republik aus. Die Regierungsgeschäfte wurden dem SPD-Vorsitzenden Friedrich Ebert übertragen. Ebert wurde von der Nationalversammlung zum Reichspräsidenten ernannt, Scheidemann Ministerpräsident. Laut Weimarer Verfassung hat der Reichspräsident aufgrund von Art. 48 („Notstandsartikel“) große Machtfülle.

Am 11.11. trat dann der Waffenstillstand in Kraft.

Versailles und die Folgen
Der Waffenstillstand von 1918 und die Friedensverträge von Versailles, Trianon, Saint-Germain-en-Laye, Neuilly-sur-Seiine und Sèvres[2] brachten eine Kette von Folgekriegen.
Auf den russischen Bürgerkrieg folgte der Krieg der Sowjetunion gegen Polen; in China herrschte von 1917-1948 ununterbrochen Krieg. Spanien bekämpfte die Guerillatruppen in Spanisch-Marokko mit Giftgas, Großbritannien die Aufständischen im Irak mit Tränengas und Frankreich bekämpfte Rebellionen in Syrien aus der Luft ebenso wie Großbritannien in Somalia.

Der große Irrtum: Asymmetrische Kriege

Hat sich etwas verändert seit damals? Zumindest in Europa ist der Krieg zwischen Staaten und ihren nationalen Armeen (fast) verschwunden Der grundlegende Charakter kriegerischer Konflikte hat sich aber nicht geändert.

Es geht immer darum, dem Gegner den eigenen Willen aufzuzwingen – mit militärischer Gewalt. Dagegen gibt es weltweit viele koloniale Befreiungs-und Sezessionskonflikte, die ethnische und religiöse Ursachen haben; daneben entstehen Kriege zwischen staatlichen Armeen und parastaatlichen Befreiungsbewegungen und Guerillaformationen.

Die Kriege des 20. Jahrhunderts sind durch eine Vielzahl neuer Waffen geprägt: U-Boote, Flugzeuge, Flugzeugträger, Panzer, Minen, chemischen und biologischen Waffen, Raketen, Atomwaffen, im 21. Jahrhundert erweitert durch u.a. Drohnen.

Der Begriff von den neuen oder asymmetrischen Kriegen ist daher missverständlich, denn in jedem Krieg ging und geht es um die Nutzen von Asymmetrien. Was sich ändert sind die Mittel der Kriegführung und die Kontexte, in denen Kriege geführt werden.

Auch in Zukunft wird es eher so sein, dass die Schlagkraft von Streitkräften in hohem Maße von der Qualität ihrer Rekruten abhängt, nicht weil man zahlenmäßig starke Armeen benötigt, sondern aufgrund der immer komplexeren Waffensysteme.

Es bleibt leider eine vergebliche Hoffnung, auf eine Kriegsmüdigkeit unterschiedlichster Art zu hoffen.

Quellen:
[1] Frieden von Brest-Litowsk: Am 3.03.1918: Verzicht Rußlands auf Livland(Lettland), Kurland, Litauen, Estland und Polenf; Anerkennung Finnlands und der Ukraine als selbstständige Staaten.

Frieden von Bukarest: Am 7.05. 18 wurde dieser Vertrag geschlossen; er sieht die Abtretung der Dobrudscha an Bulgarien, Ausnutzung der Ölquellen durch das Deutsche Reich vor.

[2] Vertrag von Versailles:
Am 28.06.1919 im Spiegelsaal des Schlosses. Er sah u.a. die Abtretung von Elsaß-Lothringen, Posen, West-Preußen, Hultschiner Ländchen und des Memelgebiets vor. Danzig wurde freie Stadt. Das Saargebiet kam für 15 Jahre unter Völkerbundverwaltung, Kohlegruben fielen an Frankreich. Deutschland verzichtete auf seine Rechte im Ausland und auf die Kolonien. Die Verwaltung der deutschen Kolonien im Auftrag des Völkerbundes geschah durch die „fortgeschrittenen Nationen“.

Saint Germain-en-Laye:
Am 10.09.1919 Unterzeichnung des Friedensvertrags mit Österreich: Abtrennung von Südtirol bis zum Brenner, außerdem Triest, Istrien und Dalmatien sowie Gebiete in Kärnten und Krain. Anerkennung der Selbstständigkeit Ungarns, der Tschechoslowakei, Polens und Jugoslawiens; Verbot des Namens „Deutsch-Österreich“ und des Anschlusses an das Deutsche Reich; Berufsheer von 30.000 Mann

Neuilly
Am 27.11.1919 wurde hier der Friedensvertrag mit Bulgarien geschlossen. Er sieht u.a. die Abtretung südwestthrazischer Gebiete an der Mittelmeerküste an Griechenland vor; Bulgarien behält aber den Zugang zum Meer. Heeresstärke: 20.000 Mann

Trianon
Am 4.06.1920 wurde der Friedensvertrag mit Ungarn unterzeichnet. Als Nachfolger der Donaumonarchie wird Ungarn als Kriegsanstifter gesehen. Abtretung von Slowakei und Karpatoukraine an die CSR. Kroatien-Slawonien geht an Jugoslawien; das Banat an Jugoslawien und Rumänien, Siebenbürgen an Rumänien; Burgenland an Österreich. Heeresstärke 35.000 Mann

Weiterführende Literatur:
Michael Howard: Der Krieg in der europäischen Geschichte
Jeremy Black: Die Kriege des 20. Jahrhunderts

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