Die letzte, 89. Oscar-Preisverleihung endete filmreif: zum ersten Mal waren die Umschläge vertauscht und ein falscher Preisträger verkündet worden. Nach einigen aufregenden und wirren Momenten stand fest, dass „Moonlight“ gewonnen hatte. Dieser Film erzählt die Geschichte eines jungen, homosexuellen farbigen Mannes.

Ein mindestens ebenso würdiger Preisträger wäre aber der Film „Hidden Figures“ gewesen. Er erzählt die wahre Geschichte einer Gruppe farbiger Frauen, die Anfang der 60er Jahre für die NASA arbeiteten und u.a. die Flugbahnen für die Raketen der Mondflüge berechneten. Die  Geschichte einer „doppelten“ Minderheit zieht sich durch den gesamten Film. Die Hauptfigur muss immer sehr viel Zeit aufwenden, um zur Toilette für Farbige zu gehen, welche sich in einem anderen Gebäude befindet. Eine andere Mitarbeiterin muss sich die Teilnahme an einem Weiterbildungskurs vor Gericht erstreiten, weil der Bundesstaat Virginia noch immer Rassentrennung an Schulen praktiziert, trotz eines gegenteiligen Gerichtsurteils des Obersten Gerichtshofs.[1] Klingt das vertraut?

Auch wenn in der Bundesrepublik Deutschland keine Rassentrennung das Fortkommen von Frauen behindert, so sind z.B. Mütter in keinem anderen europäischen Land so selten berufstätig wie hier. Trotz vieler Versuche, wie mit Elterngeld, Elterngeld Plus und Vätermonaten, verfestigt sich die aus den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts stammende Rollenverteilung. Einer der Hauptgründe: das Ehegatten-Splitting. Viele beklagen es, keine Regierung hat es bisher abgeschafft, denn es begünstigt die bürgerliche Ehe von Gutverdienern, bei der ein Partner, meistens der Mann, der Alleinverdiener ist, dazu zählen durchaus auch Facharbeiter. Auch die Öffnungszeiten vieler Kitas sind für Vollzeit arbeitende Elternteile nur mit externer Hilfe zu bewältigen.

Speziell in der IT-Branche fühlen sich Frauen gegenüber ihren männlichen Kollegen benachteiligt und es gibt neben ungleichen Löhnen nach wie vor sehr viele Vorwürfe von Sexismus.[2] Das Silicon-Valley ist immer noch eine Domäne weißer Männer, in der es Frauen schwer haben. Versuche dieses zu ändern, gibt es aber. [3]

PIRATEN stehen für eine Politik der freien Selbstbestimmung von geschlechtlicher und sexueller Identität bzw. Orientierung und somit auch für eine moderne Familienpolitk. Dazu gehört neben der Gleichstellung von Partnerschaften vor allem die Abschaffung des Ehegatten-Splittings. Und so lange unser Ideal „post-gender“ noch nicht allgemein erreicht ist, brauchen wir den 8. März als Internationalen Frauentag.

Autorin: Dr. Angelika Brinkmann, Direktkandidatin im WK 80, Charlottenburg-Wilmersdorf

Quellen:

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