28 Jahre lang verlief durch Deutschland eine Grenze, bei der zwei Systeme aufeinander stießen, die unterschiedlicher kaum hätten sein können. Heute steht an dieser Stelle eine bunte Mauer, auf der Künstler entweder ihre Freude über die überwundene Teilung der Stadt zum Ausdruck bringen, oder ein Stück weit ihre eigene Geschichte verarbeitet haben.

Doch ist die East-Side-Gallery nicht einfach nur ein Freiluft-Kunst-Museum, sondern sie stellt auch einen – heute noch sichtbaren – Teil der ehemaligen Grenzanlage der DDR dar. In den knapp 3 Jahrzehnten, die diese Grenzanlage Bestand hatte, wurde sie ständig modernisiert und daraufhin perfektioniert Menschen an der Flucht zu hindern.

Die Fraktion der Piratenpartei in der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg, möchten dies ganz klar beim Namen nennen: Es war ein Todestreifen mit Mauern, Stacheldraht, Tretminen, Selbstschussanlagen, Wachtürmen, Signal- und Stolperdrähten, die allein den Zweck hatten Menschen davon abzuhalten,von einem Stadtteil in den anderen zu gelangen, auch unter Inkaufnahme der Tötung dieser Menschen.

Die derzeitige Mühlenstraße verläuft in Gänze entlang der heutigen East Side Gallery. Mit der Umbenennung der Mühlenstraße in „Am Todesstreifen“ wird die zeitgeschichtliche Bedeutung dieses Ortes verdeutlicht und zum Verständnis der Bedeutung der East Side Gallery, als nationales und internationales Mahnmal beitragen.

Die Fraktion hat den Vorschlag der Initiative „EastSideGalleryRetten“ aufgenommen, da wir uns gegen eine Kultur des Vergessen aussprechen und mit der Umbenennung von einer, von vielen Mühlenstraßen in Berlin ein Zeichen setzen möchten.

Die Fraktion möchten diesen Weg aber nicht alleine gehen sondern gemeinsam mit den Bürger*innen in eine konstruktive Diskussion eintreten.

Autor: Felix J. Just (Piratenfraktion Friedrichshain-Kreuzberg)

8 Kommentare

  1. 1

    Ich bin Kreuzberger und lehne dies entschieden ab. Die East-Side-Gallery (Mauer) selbst ist Zeichen genug. Den Rest kann man gern durch informative Schilder mit Fotos aus besagter Zeit für Touristen ergänzen. Bin eher dafür die Straße schlicht in „East-Side-Gallery“ umzubenennen, da dies genauer den ‚Kiez‘-Charakter betont. Als Berliner weiß man, wo die Mauer entlang lief, da muss man nicht auch noch mit solch einem fragwürdigen Namen die Straße verunglimpfen.
    Das Ganze zielt ja eher darauf ab, interessierte Investoren von dem Gebiet fernzuhalten. Das Problem ist nur, man kann nicht immer nur das Geld der Anderen nehmen und ihnen nichts dafür anbieten. So funktioniert kein fairer Deal. Wenn ihr nicht wollt, das dort gebaut wird, dann seid wenigstens für die Randbebauung beim Tempelhofer Feld. Der knappe Wohnraum erzeugt ebenso steigende Durchschnittsmieten.

    Ich find das sehr kleingeistig und kenne solch Verhalten eigentlich nur aus der bescheuerten Linken Szene, die vor kurzem auch erfolgreich einen CDU-Politiker aus dem Bezirk vertrieben hat. Da fragt man sich doch zurecht, welch Demokratieverständnis hier einige an Tag legen.
    Ich bin für eine Umbenennung, aber in einen positiven Namen. Die Stadt erlebt genug Negatives, da brauchen wir nicht auch noch abschreckende Straßennamen.

    ps. Ich dachte im Bezirk dürfen neue Straßennamen nur Frauennamen tragen? Warum hat man sich gegen die Mercedes Benz Niederlassung engagiert und versucht hier nun selbst diese Regelung zu umgehen?

  2. 2

    moin

    die namensgebung sollte sache der ostbärliner sein.

    schön, dass es da nun massig leute geben tut, die nix von der mauer wissen tun.
    ich weiss, was ich tat, als „die mauer geöffnet“ wurde – andere waren da nicht geboren.

    die sind fast so unwissend wie die wessies.
    hier gibt es eine strasse des 20. juli .

    die namensgebung ist sache der nicht-wessies.
    (wer weiss schon, wie es war…und wenn intereserts?)

  3. 3

    Leute,

    gibt es wirklich keine wichtigeren oder brennendere Probleme, als schon wieder mal, mit einer unnötigen Straßenumbenennung eine Menge Geld zu verbrennen? So lange der Straßenname keinen ehemaligen Nazi oder Kriegsverbrecher oder etwas Ähnliches ehrt, sollte er meiner Meinung nach so bleiben wie er ist.

    Olaf, aus ‚m Prenzlauer Berg.

  4. 4

    wolltet ihr nicht eigentlich netzpolitik machen?

  5. 5

    Ich wäre auch dagegen. Auch, um mal ein Zeichen zu setzen, dass Straßennamen eben nicht je nach Lust und Laune jederzeit geändert werden können. Ich denke auch,dass es weitaus wichtigere Themen als Straßennamen gibt.

  6. 6
    Ost-Berliner

    Also ich, als Ost-Berliner, finde es befremdlich die Mühlenstraße wie oben beschrieben umbenennen zu wollen, denn diese steht für jeden, der im Schatten der Mauer aufgewachsen ist, bereits genug für diese. „Todesstreifen“ erzwingt ein Gefühl der Betroffenheit und macht den Auf – und Umbruch vollständig vergessen – zudem würden alle, die hier aufgewachsen sind, dann täglich in diese Zeit zurückgebeamt und emotional belastet (gut – die Mitläufer des Systems vielleicht nicht).
    Selbst als wir mit der Mauer leben mussten, kannten wir die Gefahr, haben uns diese aber nicht täglich vergegenwärtigt.

  7. 7

    Geschossen wird auf einen Projektentwickler, jetroffen werden alle, die im Osten mit der Mauer aufgewachsen sind. Chapeau!

    • Ost-Berliner

      Ja, erinnert irgendwie an den Bau der Mauer selbst – gezielt wurde auf das andere System, getroffen wurden die eigenen Bürger….

Antworte auf Hannah