Der Piratenpartei wird Schwarmintelligenz – kollektive Intelligenz – zugewiesen. Es gibt für das Phänomen „ Schwarmintelligenz – kollektive Intelligenz“ verschiedene Erklärungsansätze aus unterschiedlichen Perspektiven:

http://de.wikipedia.org/wiki/Kollektive_Intelligenz

Den Begriff der Schwarmintelligenz auf demokratische Organisationen anzuwenden, um damit Erfolge oder Misserfolge dieser Organisationen zu erklären, kann zu einem fundamentalen Missverständnis führen.

Zitat aus der Sendung vom NDR vom 18. Juni 2012/Der Frühling der Piraten: Heinz Riesenhuber, der ehemalige Bundesforschungsminister sagt: „Schwarmintelligenz respektiert keine Minderheiten, sie kommt mit Mehrheiten hin. Demokratischer Prozess in Respekt vor dem Partner und den Bürgern heißt immer auch noch den Schutz der Minderheiten.“

Der Begriff Schwarmintelligenz, gemünzt auf die Piratenpartei, suggeriert ein Bild der Piratenpartei, das es nicht gibt. Die Piratenpartei ist von ihrer Organisationen her eine Struktur, die gerade die Entfaltung von Minderheiten ermöglicht.
Minderheitenmeinungen werden gehört und diskutiert. Aufgrund einer permanenten Abstimmungsmöglichkeit, gemeint ist das Liquid Feedback, können Minderheitenmeinungen zu Mehrheitsmeinungen werden, wenn sich im Laufe eines bestimmten Prozesses die Rahmenbedingungen verändern.

Der Begriff Schwarmintelligenz im Zusammenhang mit dem Begriff der Selbstorganisation ergibt allerdings für die Piratenpartei einen Sinn, wenn man gesellschaftliche Selbstorganisation als das Zusammenwirken von Personen zur Erreichung eines Ziels versteht.

Die Piratenpartei ist eine Gruppe von Personen zur Erreichung bestimmter Ziele. Die Konstruktion „basisdemokratisch organisierte politische Partei“ ist der Ordnungsparameter, der für die Selbstorganisation der Piratenpartei ausschlaggebend ist. Es liegt die Vermutung nahe, dass das Etikett „Schwarmintelligenz“ deshalb der Piratenpartei aufgeklebt wird, weil die Form der Selbstorganisation, die wir gewählt haben, in den Augen vieler erfolgreich erscheint. Die Schwarmintelligenz der Piratenpartei bezieht sich auf deren erfolgreiche Selbstorganisation und diskriminiert abweichende Vorstellungen selbstverständlich nicht.

13 Kommentare

  1. 1
    nutellaberliner

    Öhm, ich nehme die Überschrift Schwarmintelligenz und beschreibe darunter dann Selbstorganisationsmechanismen? Lasse aber die Schwarmintelligenz einfach weg? Ich weiss nicht, aber das Niveau dieses Beitrags knüpft nahtlos an den vorherigen an.
    Ich hätte ja nach dem Titel noch mehr zur Schwarmintelligenz erwartet.
    Natürlich nutzen wir sie als Partei und natürlich kann sie problematisch sein. Gerade weil die Schwarmintelligenz nicht zwangsläufig dazu tendiert, die aus Expertensicht sinnvolle Entscheidung zu treffen, sondern die aus Laiensicht sinnvolle. Das hätte man ja mal thematisieren können, als Beispiel… Aber nö, stattdessen erklären wir Schwarmintelligenz mit eigenverantwortlicher Selbstorganisation und gut is’…

    • Michael Hartung

      So geht es halt, wenn man mit populären Worthülsen, die schon lange aller Inhalte beraubt sind, zu lange rumspielt. Sie gehen kaputt.

      • Frank Roeder

        ich habe den Beitrag von Peter als eine Anwendung der Schwarmintelligenz in Bezug auf die selbstorganisierende Parteistruktur der Piraten verstanden und nicht als deren umfassende Definition.
        er versucht eine wie ich finde durchaus einleuchtende Verbindung von Grundprinzipien der Piraten und wird dafür von einigen aus den eigenen Reihen mehr persönlich und weniger sachlich kritisiert und das hat dann nun gar nichts mit Schwarmintelligenz zu tun…

  2. 2

    Ich verstehe den Begriff immer dergestalt, dass die fachliche Kompetenz der Piratenpartei aufgrund des Mitmachprinzips von jedem einzelnen Mitglied des „Schwarms“ profitiert, während dies bei hierarchischen Systemen wie den etablierten Parteien nur sehr viel schwächer der Fall ist.
    Das entspricht für mich auch dem Wort „Schwarmintelligenz“ – Intelligenz des Schwarms. Dieser wird einerseits durch das Mitmachen stark, aber nicht unbedingt intelligenter, weil Intelligenz nicht proportional steigt. Er fördert aber die fachlich kompetenten Personen durch das Mitmachprinzip und verhindert so, dass fachliches Wissen untergeht, weil die Person nicht die richtige „Stellung“ hat.

  3. 3

    Krass, wie Personen, die im Leben draußen höfliche, intelligente und angenehme Menschen sind, hier im internet zu beleidigenden Pöblern werden. Michael, Nutella, das war ganz gewiss nicht euer Niveau.

    • nutellaberliner

      Was genau ist an meinem Kommentar unter Niveau? Ich hätte gerne eine Erklärung, damit ich das in Zukunft vermeiden kann.

  4. 4

    Kurz und knackig: Schwarmintelligenz ist ein anderes Wort für Mittelmaß.
    Und persönlich bevorzuge ich hohe Qualität und nicht Mittelmaß (Programm, Personalien, …).

  5. 5
  6. 6

    Ich war letztens beim unserem speziellen Piratenarzt der uns unsere Neurotransceiver einsetzt. Der hatte ein schlechten Tag und da ist ein bischen die Halsschlagader mit eingerissen. War irgendwie ärgerlich, der hat mir mein ganzes T-Shirt und die Hose versaut. Ich werde wohl nächstes mal die Solarbetriebenen Geräte einbauen lassen, dann hat der ewige Batteriewechsel endlich ein Ende.

  7. 7

    Zitat: …. Schwarmintelligenz respektiert keine Minderheiten …. . Denkt man an Stuttgard 21 zurück, wo auf Befehl von Herrn Mappus (CDU) mit brutalster Polizeigewalt die Minderheiten niedergeknüppelt wurden. Das der ausgerechnet an anderen Parteien rumnörgelt ist mir klar. Vor der eigenen Türe kehren ist viel zu unpopulär.

  8. 8

    Wer traut sich, einen längeren Beitrag „Schwarmintelligenz“ zu texten? Erscheint im Kompass 2012.3 (22. August)

    Hier ist das PAD:

    https://artikelschmiede.piratenpad.de/12-3S16-17Schwarmintelligenz

    • Hallo StefanM, hier ein Text zu Schwarmintelligenz,

      beste Grüße
      jow

      Schwarmintelligenz – eine Betrachtung

      Wenigstens zwei Dinge dürften klar sein: Ein Schwarm ist eine große Bewegung. Und Intelligenz bedeutet letztlich: nicht zu dumm zum Überleben zu sein. Heute allerdings scheint es schon fast außer Frage zu stehen, dass wir Menschen als Schwarm „zu dumm zum Überleben“ sind, wie der Verhaltensforscher Konrad Lorenz einmal diagnostizierte und wie die Weltklima-Konferenzen vor Augen führen. Zwar drängt die Zeit, doch sind noch immer intelligente Alternativen zu unserem gegenwärtigen Schwarmverhalten denk- und machbar.

      Hinsichtlich des menschlichen Schwarmes gilt es zunächst allerdings zu beachten, dass sich dieser gegenwärtig in einer besonderen – einer evolutiv vollkommen neuen – Situation befindet. Denn noch nie in ihrer bisherigen Evolution konnte die Menschheit so tief in kleinste Teilchen (z.B. in Atome, Gene, Ozon) und damit in große langfristige Lebenszusammenhänge eingreifen, wie das nun mit den modernen Technologien möglich geworden ist. Daher war die Menschheit – soweit wir ihre Geschichte kennen – noch nie selbst so unmittelbar für das Leben als Ganzes auf diesem Planeten verantwortlich, wie in dieser evolutiv neuen Situation. In ihrer bisherigen Evolution konnten sich die menschlichen Schwärme mehr oder minder auf die in der Natur vorhandenen Ressourcen und Regenerationskreisläufe verlassen. Weil das nun nicht mehr funktioniert, ist für alle menschlichen Schwärme gemeinsam ein wesentlich intelligenteres Schwarmverhalten notwendig geworden, als bisher allgemein üblich. Zumal sich menschliche Schwärme in den vergangenen Jahrhunderten auf das Umbringen anderer Schwärme sowie auf die rücksichtlose Ausbeutung von Mensch und Natur spezialisiert haben, kommt es angesichts der evolutiv neuen Situation nun auf einen gut reflektierten neuen Ansatz an.

      Heißt Schwarmintelligenz, dem Schwarm zu folgen? Oder heißt Schwarmintelligenz, der Intelligenz zu folgen? Wie war das eigentlich mit einem Sokrates, einem Jesus, einem Kopernikus, einem Jan Hus und jenen vielen anderen Denkern, die zur Strafe für ihre Fragen und Erkenntnisse getötet wurden? Hätten sich diese besonders intelligenten Menschen aus heutiger Sicht lieber doch dem allgemeinen Schwarmverhalten anpassen sollen? Oder liegt die Herausforderung viel eher darin, dass sich der Schwarm der besonderen Intelligenz einiger weniger Individuen anschließt? Woran aber ließe sich erkennen, ob es sich um tatsächliche oder um vorgebliche Intelligenz handelt? Wie können wir verhindern, uns künftig neuen „Hitlers“, „Stalins“, „Maos“ und ähnlich katastrophalen „Heilsbringern“, Neurotikern und Lügnern oder auch nur unserer eigenen Tumbheit auszuliefern?

      Gehen wir einmal davon aus, dass es innerhalb des menschlichen Schwarmes einzelne Individuen gibt, die zur Ausprägung seltener Gedanken in der Lage sind, die für das künftige Überleben der Menschheit von höchster Bedeutung sein könnten. Wie können wir wissen, in genau welchem Kopf sich solch eine Spitzenleistung formuliert? Verhält sich ein Schwarm dann etwa intelligent, wenn er große Gruppen seiner Individuen (mit möglichen Spitzenleistungen) ausgrenzt, verhungern lässt oder gar mutwillig umbringt, wie das z.B. im Nationalsozialismus und Realsozialismus geschah? Überhaupt: Von welchen Interessen, Ängsten und sonstigen Gefühlen lassen menschliche Schwärme sich leiten? Z.B. im Nationalsozialismus, als Zigmillionen begeistert „Heil“ brüllten, z.B. im Realsozialismus, als Zigmillionen jahrzentelang ängstliche Anpassung und Mitläufertum übten? War das wirklich nur Sozialbestechung? Was ist mit einem Kapitalismus, der Millionen Menschen verknechtete und Hungers sterben ließ, obwohl genug für alle da wäre? Sozialbestechung? Und was bedeuten in diesem Kontext die erniedrigenden Methoden und der Sozialbetrug von Hartz4? Lässt sich, wie die Menschheitsgeschichte offenbar nahelegt, das Schwarmverhalten von Menschen vor allem mittels Sozialbestechung („Anfüttern“) sowie der Erregung von nationalen und religiösen Gefühlen steuern? Unter welchen Einflüssen verhalten sich Schwärme generell intelligent oder dumm? Kann der menschliche Schwarm als intelligent gelten, wenn er um kurzfristiger Vorteile willen seine eigenen Lebensgrundlagen ruiniert? Verhält sich ein Schwarm intelligent, wenn er einem allgemeinen „Anything goes“ frönt und die Gefahren ignoriert, die sich um ihn herum (und aus ihm selbst heraus) aufbauen? Was ist mit jenen Emotionen, die heute mittels der Unterhaltungsindustrie schwarmhaft verbreitet werden und menschliche Gehirne quasi unbemerkt mittels „netter“ Gewohnheiten und Klischees domestizieren, ihnen eine „schöne neue Welt“ und entsprechende Identitäten suggerieren? Und wieso wirken emotional übertragene Informationen viel tiefer und stärker als die rational übertragenen? Marshall McLuhan schreibt zu diesem Problemfeld in „Unterstanding Media“: „Wenn wir einmal unsere Sinne und unser Nervensystem der persönlichen Manipulation jener überlassen haben, die unsere Augen und Ohren pachten und Zinsen daraus zu schlagen versuchen, bleiben uns eigentlich keine Rechte mehr“. Liegt angesichts der evolutiv vollkommen neuen Situation in der „Verpachtung der Sinne“ die eigentliche Hemmschwelle intelligenten menschlichen Schwarmverhaltens?

      Wenn das Leben als ein großes organismisches Selbstorganisationssystem zu betrachten ist, dann heißt es auch für uns Menschen, uns sowohl als Schwarm wie auch als Individuen entsprechend organismisch-intelligent zu verhalten. Im Grunde haben wir durch unsere Evolution dafür alle Anlagen mitbekommen. Denn wir sind ihr Teil, sind Teilhaber ihrer universellen Intelligenz, durch die sich das Leben auf diesem Planeten überhaupt erst selbstorganisieren konnte. Die modernen Naturwissenschaften geben uns davon einen Begriff. Und auch viele geniale Kunstwerke (nicht zuletzt der Moderne!) führen uns die schier unglaublich kreative Intelligenz von Menschen vor Augen und Ohren. Jedoch hat bisherige Evolution der menschlichen Spezies auch eine Menge von Ideologie- und Machtbarrieren mit sich gebracht, die es – so wir überleben wollen – nun endlich zu überwinden gilt. Eine ganze Reihe friedlicher Instrumentarien stehen uns dafür zur Verfügung. Kultur ist vielleicht eines der wichtigsten, denn sie konfiguriert die Gemüter und vermag das Verhalten großer menschlicher Schwärme ganz wesentlich zu prägen.

      Was aber macht die menschliche Intelligenz selbst aus? Ist sie nicht generell darauf angewiesen, die Erkenntnisse anderer – nicht nur der Gegenwart, sondern der gesamten Kulturgeschichte – aufzugreifen, zu reflektieren, weiter zu entwickeln? Reichen offene Wahrnehmung, Verknüpfung, Interaktion, das Streben nach Erkenntnis und Freiheit sowie das Bewusstsein unserer selbst – um nur einige der Faktoren zu nennen – dafür aus? Nein, es bedarf eines neuen kulturellen Wertesystems, in dem Erkenntnisurteile und Werteurteile sich durch Ping-Pong-Effekte gegenseitig aufschaukeln und weiter entwickeln. Sehr wesentlich auch, Intelligenz nicht mit Intellekt zu verwechseln. Denn Intelligenz betrifft eben nicht nur das Rationale, sondern ebenso das Emotionale, nicht nur das Verstehen der Teile, sondern ebenso das Empfinden für´s Ganze, nicht nur die kleine Analyse, sondern ebenso die große Synthese, nicht nur die männliche, sondern ebenso die weibliche Intelligenz. Das Ganze wird gleichermaßen wie die Teile zu beachten sein, der Schwarm gleichermaßen wie sein einzelnes Individuum. Denn erst wenn sich die unterschiedlichen Bereiche und Faktoren in gegenseitigem Wechselspiel potenzieren, kann sich ein volles und ganzes Bewusstsein entwickeln. Und nur dann wird die Menschheit weiterhin eine echte Chance auf diesem Planeten haben. Kultur wird dann (versehen mit einem großen Anteil transkultureller Qualitäten) als Identitäspool sowie Werte- und Intelligenzübertragungssystem entwickelt und gelebt werden können, anstatt der Domestizierung des menschlichen Geistes zu dienen. Demokratie wird dann bald als geduldige gemeinsame Suche nach den richtigen Lösungen praktiziert werden, anstatt nur ein Gang an die Wahlurne zu bleiben. Traditionen werden dann nicht als Ideologien herrschen, sondern – unter Wahrung ihrer Werte – als Humus für Innovationen begriffen und genutzt (oder auch bewusst fallen gelassen) werden können.

      Unterstrichen sei nochmals, dass sich das ganze Potential von Schwarmintelligenz erst im Wechselspiel zwischen Schwarm und seinen einzelnen Individuen entfalten kann. Erst dieses Potential würde uns in die Lage versetzen, die eingangs genannte evolutiv neue Situation der Menschheit zu bewältigen, dafür die Ideologie- und Machtbarrieren zu überwinden, Demokratie und Kultur zu erneuern, Wirtschaft „ökolonomisch“ umzugestalten, das Sozialmanagement human auszubalancieren sowie die natürlichen Austauschkreisläufe gesunden zu lassen. Müssen stattdessen erst noch die ganz großen selbstproduzierten Katastrophen kommen?

      Es sprechen viele Anzeichen dafür, dass der menschliche Schwarm schon im Aufwachen begriffen ist. Er muss „nur noch“ ganz aufwachen, d.h. sich ein volles und ganzes Bewusstsein verschaffen, um zu den in ihm selbst liegenden zukunftstragfähigen Ideen und Konzepten vorzudringen, diese ermutigen, ermuntern. Learning by doing. Bildung, Vernetzung, Transparenz, liquid feedbeack, integrale Reflexion, konstruktiv-kritische Zusammenarbeit, Toleranz, gegenseitige Unterstützung, Goldene Regel sowie moderne Technologien, Wissenschaften und Künste sind einige der Stichworte einer neuen Schwarmintelligenz-Kultur, Internet und Computer zwei ihrer wesentlichen Instrumente. Gelänge es, diese intelligent zu gebrauchen und von Überwachung frei zu halten, werden sie die Entwicklung der menschlichen Schwarmintelligenz enorm beschleunigen. Diese wird dann nicht länger zu dumm zum Überleben, sondern ein Intelligenzschwarm sein, ein Schlüssel für die Zukunft der Menschheit, die hier bei uns selbst beginnt.

      Wäre das wirklich nur ein frommer Wunsch in „Gottes Ohr“?

      H. Johannes Wallmann Berlin, am 21.7. 2012
      http://www.integrale-moderne.de

Antworte auf H. Johannes Wallmann